1856 klagte der Härtsfelder Chronist Johann E. Schoettle: »Wie dankbar müssten wir der Vergangenheit sein, wenn sie uns mehr Schriftliches aufbewahrt hätte.«

 

Das gilt ganz besonders für Hochstatt, welches um 800 n. Chr. als Schenkung aus Adelshand in den Besitz der benediktinischen Reichsabtei Fulda kam. 1298 wurde das schöne Hochplateau in der Urkunde von Papst Bonifaz VIII. dann als Eigentum des Klosters Neresheim aufgeführt. Und 386 Jahre später errichtete Abt Simpert Niggl ebendort, gegenüber dem klösterlichen Ulrichsberg das erste Barockhaus der Abtei und des Härtsfelds.

1684 avancierte Hochstatt zur Sommer-Residenz der ab 1765 souveränen Reichsprälaten und Landesherrn von Neresheim. Aufgrund seiner überregionalen Bedeutung ist das kleine Hochstatt in allen wichtigen Landkarten von Süddeutschland des 18. Jahrhunderts verzeichnet, obwohl es sich baulich nur um ein Gebäude mit zwei Scheunen handelte.

Das imposante Hochplateau besitzt einen Jahrhunderte alten Grenzverlauf. Ein Teil der bis heute noch original versteinten Grundstücks- grenze war für einige Jahrzehnte immerhin die Landesgrenze des souveränen Kleinstaates »REICHSGOTTESHAUS NERESHEIM« im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Die Stadt Neresheim gehörte zu Oettingen-Wallerstein.

Mit der Säkularisation ging Hochstatt seiner geistlichen und landesherrlichen Bedeutung endgültig verlustig: Die schmucke Barock-Residenz der ehemaligen Landesherren kam nach fast 120 Jahren an das Fürstenhaus derer von Thurn & Taxis. Hochstatt wurde ab 1803 nur noch landwirtschaftlich genutzt und sein schlossähnliches Barockgebäude degradierte man 1867 zum »Bauhof Wohngebäude«. Archivplünderungen wie auch aufklärerisch motiviertes Aussortieren führten insbesondere gleich zu Beginn des 19. Jahrhunderts dazu, dass annähernd alle wichtigen Unterlagen, wie auch Aufzeichnungen und Pläne von Hochstatt vernichtet wurden.

 

Hochstatt wurde vergessen.

Selbst in dem umfangreichen Werk zur »Baugeschichte der Abtei Neresheim« von 1934, des renommierten Historikers und Heimatforschers Prof. Dr. Paulus Weißenberger, Benediktiner-Pater im Neresheimer Kloster, kommt das allererste Barockbauwerk von Abt Simpert Niggl gar nicht vor. Passend dazu war die ehemals landesherrliche Sommer-Residenz bis 1994 nicht einmal Denkmal geschützt. Unabhängig von alledem wird auf kommunaler Ebene an und für sich immer penibel darauf geachtet, dass die jeweiligen örtlichen Besonderheiten von Niemandem herabgesetzt werden. In Dischingen ist das offensichtlich etwas anders: Man stellt sein Licht bewusst unter den Scheffel, denn das erste Barockhaus des Härtsfelds, die Sommer-Residenz der Neresheimer Reichsprälaten wird von der Gemeinde schlichtweg nur als Gehöft bezeichnet.

Diepertsbuch zum Beispiel ersparte man eine willkürliche Namensänderung. Und Hochstatt wurde von 1836 bis zum 16. Februar 1978 gemäß seinem originären Namen HOCHSTATT als separate Gemarkung im Liegenschaftskataster geführt.

Die jetzigen Besitzer von Hochstatt sind geschichtsbewusst und führen deshalb mit Stolz, den über die Jahrhunderte verwendeten, ursprünglichen Begriff Hochstatt in ihrem Namen ohne Sekundärbegriff.

 

Anfangs der 80-iger Jahre des letzten Jahrhunderts eröffnete sich für Hochstatt und sein imposantes Bauwerk, mit dem in Bopfingen gegründeten Golfclub eine neue Perspektive: Auf dem abgeschiedenen Hochplateau entstand der erste Golfplatz der Region. Entsprechend seiner wieder erlangten überregionalen Bedeutung ist Hochstatt als die bislang einzige 18-Loch-Meisterschaftsanlage Ostwürttembergs auf allen Golf-Landkarten von Deutschland und Europa verzeichnet.

 

Das Buch zur langen Geschichte des schönen Hochplateaus erfüllt nicht nur einen Chronistenwunsch, sondern ist auch eine zu Papier gebrachte Hommage an das über 1.200 Jahre alte und oft vergessene Hochstatt.

 

Weitere Informationen des Autors zu Hochstatt finden Sie unter:

de.wikipedia.org/wiki/Hochstatt_(Dischingen)